Donpferde
Russlands goldene Pferde

Das Donpferd – Das wirkliche Gold Russlands

Aus der flimmernden Hitze taucht eine Herde goldener Stuten mit ihren Fohlen auf. Der Tabun aus vielleicht einhundert Pferden gehört zum traditionsreichen Gestüt "SM Budjonny", das Pferde der Rassen Don und Budjonny züchtet.

Hier, im Süden Russlands,  in den Steppenregionen des Flusses Don und seiner Zuflüsse liegt die Geburtsstätte der Donpferde.

Die Donpferde werden als das „wirkliche Gold Russlands, als sein nationaler Stolz und seine Geschichte“ bezeichnet. Das Donpferd gehört zu den ursprünglichsten und ältesten Pferderassen und ist über viele Jahrhunderte eng verbunden mit der Geschichte Russlands. Keine Rasse hatte einen so großen Einfluss auf die Entwicklung der Pferdezucht in Russland wie das Donpferd. Leider aber gehört diese in Russland früher am meisten verbreitete Rasse inzwischen zu den seltensten: Weltweit wurden im Jahr 2020 und 2021 nur noch rund 200 Stuten registriert.  

Neben der Entwicklung der Rasse der Budjonny spielten die Donpferde nicht nur eine wichtige Rolle bei der Schaffung der Rassen Kustanay, Novokirgiz und Kushum, sondern auch bei der Verbesserung der Spitzenpferdezucht des Landes insgesamt.

Heute ist es fast unmöglich zu sagen, welche Rassen genau das Donpferd beeinflusst haben. Viele davon sind inzwischen ausgestorben. Die Rasse hat sich entwickelt aus den Pferden, die die Kosaken von ihren Streifzügen mit nach Hause brachten, darunter die mongolischen Nogai,  Perser, Araber, turkmenische Pferde und Karabaghen. Später wurden weitere russische Rassen eingekreuzt, ebenso englisches Vollblut.

Das erste Stutbuch wurde im Jahr 1934 veröffentlicht. Seit 1977 ist Fremdblut nicht mehr erlaubt und der Rassestandard festgelegt. Das Donpferd darf nicht mehr als 5/16 Vollblutanteil aufweisen, um in dieser Rasse eingetragen zu werden; 1/4 Anteil von arabischem und englischem Vollblut sind zugelassen. 

Donpferde sind fuchsfarben und dies in vielen Schattierungen. Insgesamt gibt es 10 Varianten verschiedener Rottöne. Selten tritt auch die Variante eines Fuchses mit goldbraunen Sprenkeln auf . Die erwünschte Farbe ist „heller, goldener Fuchs mit etwas dunklerer Mähne“. Und immer verleiht der goldene Schimmer dem Donpferd seine besondere Eleganz.

Es gibt 7 Hauptlinien, mit verschiedenen Typen von Donpferden. Man hat sich aber geeinigt, nur drei Typen weiter zu züchten, die vom Markt am meisten gefragt werden. Um seiner neuen Nutzung Rechnung zu getragen wird das Donpferd heute mehr und mehr zum Sportpferd hin weiter entwickelt,

Die Anzahl der Donpferde ist extrem zurückgegangen. Von den einst zahlreichen Gestüten am Don - in den 50er Jahren waren es noch 32 Gestüte mit abertausenden von Pferden - sind nur noch eine Handvoll übrig geblieben. Donpferde werden heute vor allem noch in der Region um Rostov am Don gezüchtet, aber auch in der Nähe von Moskau und Stawropol, bei Wolgograd und in Kalmykien.

In den verbliebenen großen Gestüten wachsen die Fohlen bei ihren Müttern in der Herde auf, dem sogenannten Tabun. Ein Tabun kann aus bis zu 100 Pferden bestehen. Sie werden von einem Pferdehirten in die Steppe zum Grasen begleitet. Nachts kommen sie in offene, aber windgeschützte Überdachungen. Im bekanntesten Gestüt SM Budjonny etwa grasen die Pferde auf vielen tausenden Hektar Steppe.

Im inzwischen aufgelösten Gestüt Zimonikowski lief noch ein Hengst mit den Stuten mit. Heute wird dies in der Regel meist nicht mehr praktiziert. Die Stuten kommen ab einem Alter von etwa vier Jahren zum Decken ins Gestüt. Und laufen danach wieder im Tabun mit. Aus dem Tabun heraus werden die  Hengstfohlen nach dem Absetzen separiert und in eigene ein- und zwei- jährigen Gruppen zusammengefasst. Auch sie können in der Steppe grasen, begleitet vom Pferdehirten. Im Alter von etwa drei Jahren fängt dann die Ausbildung der Hengste an. Früher wurde traditionell nur auf Hengsten geritten, die Stuten waren vor allem für die Zucht da.  

Das Donpferd und die Kosaken

Immer schon war die Zucht des Donpferdes eng mit dem Kosakentum verbunden. Ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wuchs die Anzahl der Kosaken und mit ihr die Menge der Pferde. Jeder Kosake hatte in der Regel 2 Pferde. Ende des 18. Jahrhunderts gründete der berühmte Kosakenataman Matwei Platow das erste Gestüt am Don. 

Die Zucht des Don-Pferdes war schon früh mit den Ansprüchen an ein hartes Militärpferd verbunden. Auf dem Rücken der Don wurden Kriege gewonnen. Seine Leistungsbereitschaft, Härte und sein Charakter machten es über Jahrhunderte zum Partner und Freund des Menschen. Der Reiter musste sich absolut auf sein Pferd verlassen können.

In Europa trat die Rasse das erste Mal in Erscheinung, als berittene Kosaken die napoleonische Armee während ihres Rückzugs aus dem missglückten Russland-Feldzug im Jahr 1812 bis vor die Tore von Paris verfolgten und attackierten. Dann ritten die Kosaken die ganze Strecke auf ihren eigenen Pferden wieder zurück nach Russland. 

Rund 200 Jahre später, im Jahr 2012, nahm der russische Pferdezüchter Pawel Moshchalkow dieses Ereignis zum Anlass, auf die Leistungsfähigkeit der Don aufmerksam zu machen. Er organisierte einen Ritt mit 20 Don-Hengsten von Moskau nach Paris. Geritten wurde wieder von Kosaken, die stolz waren, auf den verschiedenen Stationen in ihrer Kosakentracht auftreten zu können.

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